Wer fühlt sich nicht auch manchmal hin und hergerissen zwischen dem Glück des trauten Heims und dem Ruf der grossen weiten Welt?
«We viil fotgoht, choont viil hee.»
Noch selten fühlte ich mich in meiner Abenteuerlust so verstanden und argumentativ unterstützt wie durch diese Appenzeller Volksweisheit. Und zudem bringt mich das auf die nächste Strategie für gelungene inner- und zwischenmenschliche Kommunikation: Increase positivity.
Ich habe mich gefragt, ob das Zitat dem Lager des Positiven Denkens zuzuordnen ist oder ob es nicht vielmehr ein Ausdruck von Positivität ist. Das ist ganz und gar nicht dasselbe. Beim Positiven Denken versucht man einer emotional negativ erlebten Situation einen positiven Sinn abzugewinnen. Dies erfordert eine hohe kognitive Denkleistung.
Da unser Gehirn auf Energiesparmodus programmiert ist, gelingt uns dies keineswegs ohne Anstrengung.
Wir bringen uns viel direkter in eine positive Grundhaltung, wenn wir uns in einer unliebsamen Situation auf einen anderen Ausschnitt der Wirklichkeit konzentrieren, der uns besser gefällt, mehr Spass macht und entspannt. Das nennt sich im Fachgebiet der Positiven Psychologie Positivität.
Diese Strategie ist nun wiederum für jeden zwischenmenschlichen Kontakt empfehlenswert, ganz unabhängig davon ob es sogar zu einem Wortaustausch kommt oder nicht. Stell dir beispielsweise einmal möglichst plastisch ein Gegenüber vor, welches sich auf sämtliche Schwachstellen von dir konzentriert oder sich gerade höchst unwohl fühlt in der eigenen Haut.
Kennst du so eine Person?
Hast du ihren Gesichtsausdruck nun direkt vor deinem inneren Auge? Sieht so eine Person aus, mit welcher du gerne eine wichtige auf Vertrauen basierte Geschäftsbeziehung oder eine Liebesbeziehung eingehen möchtest? Oder sieht so eine Person aus, mit der du gleich gerne um die Häuser ziehen würdest, um das nächste Abenteuer zu erleben? Na bitte.
Ich spreche nicht davon, dass du dich vor den Spiegel stellen sollst, um dir vor dem nächsten Gespräch mantramässig einzureden woran du selbst noch nicht glaubst. Konzentriere dich stattdessen auf ein positives Erlebnis mit dir selbst und der entsprechenden Person und die Begegnung mit dir wird zu einem einmaligen Event.
(erschienen im Magazin «Die Ostschweiz», No. 5 / 20)
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