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Recht haben, oder glücklich sein?

Der triste Himmel macht mich krank…die Batterien sind leer… und ein kleiner Junge nimmt mich an die Hand…komm ich zeig dir was, das du verlernt hast vor lauter Verstand! Komm mit mir ins Abenteuerland…lalala – Die deutsche Band Pur rettete mich während der Adoleszenz regelmässig aus den Klauen des Erwachsen Werdens.

Es gibt auch für gewordene Erwachsene wunderbare Gedankenexperimente, die abenteuerlich anmuten. Kommen Sie mit auf diese Reise?

Nehmen Sie einmal an, dass sich Ihre aktuell klare, sachliche und gut reflektierte Position in naher Zukunft plötzlich als falsch herausstellt.

Stellen Sie sich nun weiter vor, dass ein Ihnen unsympathisches Gegenüber – welches die Gegenposition vertreten hat – grosszügig lächelt, aber dennoch eine Art Entschuldigung von Ihnen erwartet. Gleicht das für Sie einem Horror Trip?

simone hengartner

Mir fällt an diesem Punkt Marshall Rosenberg ein, der Begründer der gewaltfreien Kommunikation. Er stellte die schlichte, aber tiefgreifende Frage:

«Möchtest du lieber Recht haben, oder möchtest du glücklich sein?»

Dazu muss gesagt werden, dass er diese Frage in Bezug auf die Kommunikation in menschlichen Beziehungen stellte. Ich kann vielleicht glücklich sein, wenn ich Recht behalte in einer unbedeutenden Quizshow. In der Partnerschaft oder innerhalb von ganzen Familien oder Freundeskreisen führt dies jedoch regelmässig zu belastenden Streitigkeiten bis hin zur Trennung oder zum Abbruch des Kontaktes. Einige von uns können ihre Rechthaberei leider erst auf dem Sterbebett bereuen.

Die Wahrheit liegt für gewöhnlich irgendwo zwischen den Positionen. Wenn der Sturm sich legt und die Wogen sich glätten, wird die Sicht klarer.

Diese Gedanken gehören nicht mir. Ich habe sie wie immer gesammelt auf einem Streifzug durch meine innere Welt, die gefüllt ist durch Erfahrungen mit Mitmenschen und angelesenem Wissen. Ein Dankeschön an dieser Stelle an die abenteuerliche Reisegruppe und eine herzliche Entschuldigung auf Vorrat in den Speicher.


(erschienen im Magazin «Die Ostschweiz», No. 3 / 21)

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