Angenommen, Glück ist kein vorübergehender Zustand, der dir aufgrund von optimalen Umfeldbedingungen zufällt.
Angenommen, Glück ist eine Fähigkeit.
Ich spreche nicht von einer westlich, industriegesellschaftlich geprägten Vorstellung von Glück in Gestalt eines luxuriösen Lebens ohne materielle Not oder Einschränkungen in einem gesunden Körper. Ich spreche über eine innere, durch und durch lebensbejahende Grundhaltung.
Die allermeisten Kinder lieben Matschepfützen. Mit farbenfrohen Gummistiefeln springen sie beherzt von einem Drecktümpel in den nächsten. Sogenannte Erwachsene können selten bei der Ergründung undurchsichtiger Oberflächen beobachtet werden.
Alle mögen es glücklich zu SEIN. Auf der Suche nach dem grossen Glück, tümpeln wir oft mehr oder weniger ziellos durch die Gegend. Wir bilden uns ein, darauf vorbereitet zu sein, wenn das Glück uns hinter der nächsten Ecke mit offenen Armen empfinge. Tatsächlich haben wir uns aufgrund unserer individuellen Prägungen und Erfahrungen auf einem bestimmten Niveau an Wohlbefinden eingependelt.
Wir haben uns einigermassen eingerichtet in unserem inneren Tümpel, welchen wir mit dem wohlklingenden Wort ICH dekoriert haben.
Wir meinen, dass dieses ICH ein unabhängiges und stabiles Wesen sei, das irgendwo in uns hause. Wir vergessen, dass es sich stetig wandelt, der Aufenthaltsort unbestimmbar ist. Je nach Besucher verhält es sich von freundlich und zutraulich bis hin zu launisch und aggressiv.
Das variiert, je nachdem wie dieses ICH das Gegenüber und sich selbst wahrnimmt und bewertet. Angenommen, es hängt von dieser Bewertung ab, ob das Gegenüber Bekanntschaft mit einem Drecktümpel schliesst oder mit einem Tempel des Glücks.
Ich liebe Geschichten mit einem Happy End. Das Biest muss am Schluss nicht unbedingt sterben. Eleganter ist, wenn es sich in einen echten Freund und Verbündeten verwandelt.
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